Gemeinsam für Stunden etwas erleben, Kenntnis von neuen Dingen nehmen, dabei mit Freunden zusammenkommen, sich austauschen und teilhaben, das war vor mehr als 20 Jahren die Motivation eines Initiators im EGR. Dies wird nun nicht mehr so sein. Am 16. Juli unternahmen wir unsere diesjährige letzte Vereinsfahrt nach Baruth und Vetschau, und wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht, auch die letzte für immer.
Kurz vor 8.00 Uhr stand der Bus vor dem Vereinshaus, und ab ging es über die A 113 Richtung Süden in den benachbarten Landkreis Teltow - Fläming. Unsere erste Station war das Museumsdorf Baruther Glashütte. Ursprünglich ein kleines Dorf mitten im Wald, unter dem Grafen Friedrich Siegmund zu Solms - Baruth zu Sachsen gehörend. Anfang des 18. Jahrhunderts riss ein gewaltiger Sturm große Waldflächen nieder. Die riesigen Mengen Holz ließen die Idee einer Glashütte aufkommen. Anders ließ sich damals das viele Holz nicht sinnvoll verwenden. Verbrennt man Holz, gewinnt man aus der Asche die für die Glasherstellung notwendige Pottasche. Ein Glasmachermeister wurde aus der Lausitz angeworben. Dem übereignete zu Solms - Baruth ein ausreichend großes Stück Land und die Erlaubnis jährlich 1.000 Klafter Holz im umliegenden Wald schlagen zu lassen und als weiteres Entgegenkommen eine Pottaschesiederei zu betreiben.
Damit war der Grundstein für das Glasmacherdorf gelegt, denn Arbeitskräfte waren vorhanden. Doch wie so oft, war der Anfang schwer, da der Absatz von Glasprodukten schlecht war. In seiner fast dreihundert jährigen Geschichte der Hütte musste die Produktion mehrmals stillgelegt werden. 1822 änderte sich dies allerdings zum Positiven. Die Nachfrage stieg, nicht zuletzt deswegen, dass man mit der Zugabe von Schafsknochen Milchglas für Beleuchtungskörper, also Lampenschirme, herstellen konnte, womit die Nachfrage weiter anstieg. Das Dorf wurde zusehends vergrößert.
Es wurden weitere Gebäude für die Produktion, einer Glasschleiferei, ein Gebäude für einen Gasgenerator, aber auch Unterkünfte für die Beschäftigten gebaut. Man erfand neue Produkte, so neben den Lampenschirmen auch Gärballons. Der in Baruth geborene Reinhold Burger, gelernter Glasbläser, erfand die Thermosflasche und die Röntgenröhre, beides Vakuumprodukte. In den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges fand das Werk nochmals an Bedeutung, weil es bedeutende Rüstungsgüter herstellte. Nach dem Krieg stand die Produktion wieder still. Erst unter der sozialistischen Herrschaft fand das Werk noch einmal einen Aufschwung, der aber nur bis in den 70 er Jahren anhielt. Wegen gravierender Absatzschwierigkeiten wurde die Glasproduktion in Baruth endgültig eingestellt.
Das Werk drohte zu verfallen. 1991 gründete man einen Verein, um den Ort und die Glashütte als technisches Denkmal zu erhalten. Das baufällige Gebäudeensemble und das Umfeld wurden wieder hergerichtet und weiter gepflegt. Die Mittel dazu kamen und kommen zu zwei Drittel aus dem Vereinsvermögen und der Rest durch wirtschaftliche Einnahmen. Maßgeblich sind hier zwei Dauerausstellungen und diverse Veranstaltungen im ständigen Wechsel, die Einnahmequellen. Aber auch das Besucher - Interesse trägt viel dazu bei. Zu erwähnen sei hier noch, dass die alten gut erhaltenen Gebäude oft als Filmkulisse nachgefragt sind. So wurde hier unter anderem das Weihnachtsmärchen „Beutolomäus und der Weihnachtsmann“, eine Folge der SOKO Wismar und der ausgezeichnete Film „Liebe in St. Petersburg“ gedreht.
Nach einer erholsamen Mittagspause im nahegelegenen Hotel Reuner besuchten wir noch eine Gurkenfabrik in Vetschau. Natürlich werden dort keine Gurken produziert, sondern nur verarbeitet. Sie ist also nur eine Konservenfabrik. Die diversen Zutaten kommen hier von den angrenzenden Feldern. Die Gurken liefern die umliegenden Bauern im Spreewald an. Man sollte es nicht glauben auf welche Vielfalt man Gurken konservieren kann. Gurken mit allerhand Gewürzen, mit Senf, Knoblauch, Dill, Pfeffer, Chili, Balsamicoessig mit Silberzwiebel, und sogar in Honig, in Gläsern und Büchsen, große und kleine, konnte man sie hier im Hofladen erwerben.
All das wird in der Fabrik verarbeitet. Die Gurken von den Bauern angeliefert, werden gewaschen, sortiert und zum Schluss konserviert. Wichtig ist, dass das Ursprungsprodukt aus dem Spreewald kommt und mit den entsprechenden Zutaten, teils über geheime Rezepte, zu einer begehrten Ware zusammengeführt wird. Neben der Gurkenkonservierung werden auch noch weitere Gemüse, wie Meerrettich, Rotkohl, Rote Rüben, unter anderem aufbereitet. Nach einer Verkostung machten wir noch einmal Halt für eine kurze Kaffeepause. Um 18.00 Uhr setzten wir dann unsere Heimfahrt an, wo wir dann eine gute Stunde später vor unserem Vereinshaus eintrafen.
Der Alltag hatte uns damit wieder. Ein großartiger erlebnisreicher Tag ging zu Ende. Viele neue Eindrücke haben wir wieder mitgenommen Die Begeisterung aller war groß, die Wehmut ebenfalls, denn ob wir in der Zukunft an solchen Veranstaltungen jemals wieder teilnehmen können, steht in den Sternen. Wie schon anfangs erwähnt, wurden die Veranstaltungen, Tages- und Wochenendfahrt, vor mehr als 20 Jahren von Lothar Quaas ins Leben gerufen, und hatten von Anfang an großen Zuspruch aus der Mitgliedschaft. Oft waren sie schon wenige Tage nach der Ankündigung des jeweiligen Termins, an denen sie stattfinden sollten, und obwohl noch kein Ziel festgelegt war, überbucht. Dies haben wir dem unermüdlichen Fleiß und Einsatz von Lothar Quaas, und später Jürgen Stadermann, der ihn tatkräftig unterstützte, zu verdanken. Im Namen der vielen über die Jahre teilgenommen, sage ich Ihnen herzlichen Dank. Vielleicht ist noch nicht aller Tage Abend und es findet sich doch noch jemand, oder zwei, der / die Aufgabe, solche Fahrten vorzubereiten, zu organisieren und durchzuführen bereit ist / sind. Es ist nicht allein die Arbeit, die jeweils zu maximal drei Veranstaltungen zu leisten ist, man gewinnt auch Freude daran etwas Bleibendes anderen zu geben. Mal sehen, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich möchte mich für Ihr reges Interesse an den Berichten über die Fahrten, begleitet mit Ihrem Lob, Kritik und Anregungen, recht herzlich bedanken. Über die jeweiligen Fahrten zu berichten, hat mir viel Freude und Spaß gemacht.
Dieter Rentz.

Kommentar des Vorstandes zu diesem Bericht:
Wir sind bemüht, ein Unternehmen zu finden, das für den EGR Tagesfahrten anbietet. Da aber noch nichts spruchreif ist, bitten wir noch um etwas Geduld. Teilweise entstand der Eindruck, der Vorstand hätte kein Interesse, diese Veranstaltung fortzuführen – Sie dürfen versichert sein, dem ist nicht so!
Monika Bischoff |